Innendämmungen sind seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts eine beliebte Methode, vermeintlich preiswert Wandflächen den gehobenen Ansprüchen an Wärmeschutz und Behaglichkeit anzupassen.

Man hat sich bei vielen damaligen Bauten sogar den Innenputz auf dem Mauerwerk gespart, indem man die handelsüblichen Gipskartonplatten benutzte, ob mit oder ohne rückseitige Polystyrolschicht. Damit hatte man in jedem Fall sehr leicht eine streich- oder tapezierfähige Oberfläche zur Verfügung. Solche Wände waren schnell fertig gestellt und sahen gut aus. Im Verbund mit Polystyroldämmung auf der Rückseite der Platten war es gleichzeitig möglich, den Dämmwert der gesamten Wand zu verbessern, wenigstens rechnerisch. Auch bei schon verputzten Wänden konnte man so auf einfache Weise ebenmäßige Oberflächen schaffen, die gleichzeitig unschöne Dinge optisch verbargen. Putzabplatzungen, Schimmel, Risse, alte Leimfarbanstriche, gesprungene oder unansehnliche Fliesen verschwanden einfach unter der Vorwandkonstruktion. Sogar Rohrleitungen und Kabel ließen sich in den Hohlräumen leicht verlegen, ohne vorher Schlitze schlagen zu müssen.

Andreas Karstedt, ein Baubiologe aus Bremen vom bundesweit aufgestellten Baubiologenverein Biolysa weiß dazu: »Innendämmungen wurden und werden deshalb auch von vielen Heimwerkern gerne eingebaut, gleich ob in Neubauten oder zur Ertüchtigung von Bestandsgebäuden.« Bei ebenen Mauerwerksoberflächen wurden die Gipskartonplatten früher direkt im damals üblichen Streifen- und Batzen-Verfahren auf die Wandflächen aufgeklebt. Manchmal wird diese Methode auch heute noch benutzt, obwohl man seit langem wissen sollte, dass so etwas ein gravierender Baufehler ist. Bei unebenen Wandflächen oder wenn die Dämmung dicker sein sollte als die vorgefertigten Produkte, wurden oft Tragekonstruktionen aus Holzlatten oder Metallprofilen auf die Innenseiten der Außenwände aufgeschraubt. Darauf konnten die Gipskartonplatten geschraubt werden und die Hohlräume zwischen alter und neuer Wandoberfläche wurden ausgefüllt mit Mineralfasermatten oder Polystyrolplatten. Auch bei denkmalgeschützten Gebäuden, gerade bei Fachwerkbauten, oder wenn eine äußere Dämmung wegen fehlender Grenzabstände oder technischer Probleme nicht ausgeführt werden konnte, hat man oft solche Konstruktionen gewählt.

Der erste Baufehler bei diesen ganzen Maßnahmen war das Einbauen der Hohlräume, weil die Plattenwerkstoffe nicht vollflächig mit dem alten Untergrund verklebt wurden. Im Zusammenhang mit dem zweiten, sehr häufigen Baufehler, der auch von vielen Profihandwerkern begangen wurde und auch heute noch gelegentlich anzutreffen ist – der fehlenden, mangelhaft oder gar nicht eingebaute Dampfsperre zwischen neuer Innenoberfläche und altem Mauerwerk – entstehen so folgenschwere Schäden: Eine Dampfsperre soll verhindern, dass Wasserdampf aus der Raumluft im Winter durch das Baumaterial hindurchdiffundieren kann und auf den wegen der Innendämmschichten ja kühlen Innenseiten des verkleideten Mauerwerks zu flüssigem Wasser kondensiert. In den eingebauten Hohlräumen geschieht so etwas aber ganz besonders stark.

Karstedt: »Kondensat führt nicht nur dazu, dass das Mauerwerk, die Holzteile aus Fachwerk und die Balkenköpfe der in das Mauerwerk eingebundenen Deckenbalken dauerhaft durchfeuchten können, was zu massiven Bauschäden führen kann. Der Wärmedurchlass der feuchten Bauteile wird auch noch größer als vorher, das heißt, sie kühlen stärker aus als trockene Bauteile und der ganze Prozess hält sich selber in Gang. Kondensat ist auch die Ursache von verstärktem Schimmelwachstum.« Oft wächst der Schimmel von der Rückseite der Gipskartonplatten durch das gesamte feuchte Material hindurch und zeigt sich zunächst nur als dunkle Verfärbung auf der Raumseite, wenn überhaupt. Selbst, wenn es noch gar nicht zu sichtbarem Schimmelpilzwachstum gekommen ist, kann die Atemluft in diesen Räume durch den versteckten Schimmel belastet werden.

Sogenannte MVOC (englisch für mikrobielle volatile organische Komponenten) sind gasförmige Stoffe, die von Schimmelpilzen erzeugt werden und sich in der Raumluft anreichern beziehungsweise in allen porösen Stoffen festsetzen können. Im besten Fall riecht es nur ein wenig schimmelig und man kann den Geruch durch Lüften minimieren. Im schlimmsten Fall haben alle möglichen Materialien den Geruch schon angenommen und müssen vollständig entfernt werden, wenn man das Problem beheben möchte. Es kommt sogar vor, dass im Material der Vorwandkonstruktionen gar kein sichtbarer oder anzüchtbarer Schimmel gewachsen ist, aber sämtliches Material intensiv und dauerhaft schimmelig und muffig riecht. Der Schimmel wuchs dann zwar nur auf den Innenseiten des Mauerwerks, aber man muss trotzdem alles Material der Vorwand entfernen und eine lückenlose, professionelle Schimmelsanierung durchführen lassen!

Der Baubiologe und Schimmelsachverständige aus Bremen weiß zudem, dass bei Schimmelbefällen nicht nur die Sporen und die Schimmelpartikel, sondern auch die genannten MVOC gesundheitliche Probleme wie Allergien, Atemwegserkrankungen oder dauerhafte Immunschwäche hervorrufen können. Besonders gefährdet seien Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen sowie solche mit chronischen Krankheiten, weil deren Immunsyteme vorgeschwächt seien. Die Baubiologen von Biolysa hätten im Übrigen noch kaum eine Vorwandkonstruktion vor Außenwandflächen ohne Schimmelbefall gefunden, es sei denn, es sei eine Wandflächenheizung oder Randleistenheizung integriert.

Generell gelte immer, dass man zunächst fachkundigen Rat einholen sollte, bevor irgendwelche Sanierungsmaßnahmen durchgeführt würden. Karstedt abschließend: »Mancher hat eine Wandfläche schon drei Mal saniert und es ist immer noch nicht richtig und schadensfrei gewesen. Ein Gutachten eines Baubiologen und Schimmelsachverständigen wäre da wohl deutlich Geld sparender gewesen… Baubiologen bieten Messungen und Begutachtungen der Ausgangssituation, sie kennen in der Regel die besten, der jeweiligen Situation angepassten, Sanierungsmöglichkeiten.« Bei Fragen könne man sich immer an eine örtliche Beratungsstelle von Biolysa wenden, oder sich im Internet unter www.biolysa.de Rat holen.